B293 die I.
Michael Plaumann
Mit der Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren zur B293 hat der Gemeinderat erneut eine Grundsatzentscheidung getroffen. In der Berichterstattung kommen die Fraktionssprecher sehr kurz. Michael Plaumanns gründlich recherchierter Beitrag musste auf wenige Zeilen eingedampft werden. Ähnlich bei Andrea Zipf, Silke Meyer und Werner Schön. Deshalb will ich deren Beiträge hier in voller Länge veröffentlichen und fange mit Michael Plaumann an.
CDU Fraktion Walzbachtal Walzbachtal, 25.10.2021
Autor: Michael Plaumann
Stellungnahme der CDU Fraktion Walzbachtal zur Planung der
Umgehungstrasse B293
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,
sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer.
Die Umgehungstrasse B 293 – Ortsumfahrung Jöhlingen – ist in greifbarer Nähe, das
Planfeststellungsverfahren wurde im Jahre 2021 in die Wege geleitet, damit könnte
die jahrzehntelange Diskussion ein Ende finden und ein gemeinsamer, von allen
Fraktionen des Gemeinderats Walzbachtal getroffener, einstimmiger Beschluss für
die Bürgerinnen und Bürger Walzbachtals, aus dem Jahre 2012, umgesetzt werden.
Ich zitiere aus einem Artikel der KA-News vom 17.02.2019:
„Nach Meinung der Gemeinde Walzbachtal ist die nun gewählte Variante die beste
Lösung für das Verkehrsproblem: „Aus Sicht der Gemeinde ist eine Ortsumgehung
Jöhlingen dringend notwendig, da die derzeitige Verkehrssituation den gesamten Ort
massiv belastet. Die vorgeschlagene Trasse ist aus unserer Sicht die beste
realisierbare Lösung und wird daher uneingeschränkt unterstützt“, so die
Gemeindeverwaltung in einer Stellungnahme gegenüber Ka-news. Mit kleineren
Maßnahmen wie einer Fußgängerampel, Tempo 30, einem Abbiegestreifen an der
Einmündung der L559 oder dem Verbot für Lkw-Durchgangsverkehr über zwölf
Tonnen, hat man zwar immer wieder einzelne Verbesserungen erzielen können, aber
eine attraktive Gestaltung Jöhlinger Straße sei bei der momentan extrem hohen
Verkehrsbelastung nicht möglich.“
In einem weiteren Verkehrsgutachten, welches das RP im Jahr 2018 in Auftrag gab,
wurde die Verkehrsentwicklung von 2006 bis 2018 untersucht.
- Der leichte Verkehr im Abschnitt Bahnhofstrasse bis Einmündung
Jöhlinger Straße (also von bzw. Richtung Berghausen) belief sich im Jahr
2006 auf 15600 Kfz/Tag und im Jahre 2018 auf 15800 Kfz/Tag. Das ist ein
Anstieg um 1%. Die Anzahl der SVs (Sonderfahrzeuge, meist LKWs) belief
sich im Jahr 2006 auf 1670/Tag und im Jahr 2018 auf 1390/Tag. Das ist ein
Rückgang um 17%.
In Summe fuhren 2018 in diesem Abschnitt jeden Tag 17190 Fahrzeuge. - Der leichte Verkehr im Abschnitt Jöhlinger Straße bis Einmündung
Finkenweg (also von bzw. Richtung Bretten) belief sich im Jahr 2006 auf
18500 Kfz/Tag und im Jahre 2018 auf 18900 Kfz/Tag. Das ist ein Anstieg um
2%. Die Anzahl der SVs belief sich im Jahr 2006 auf 1730/Tag und im Jahr
2018 auf 1480/Tag. Das ist ein Rückgang um 14%.
In Summe fuhren 2018 diesem Abschnitt jeden Tag 20380 Fahrzeuge. - Der leichte Verkehr im Abschnitt B923 bis Einmündung Freiherr-vomStein-Straße (also von bzw. Richtung Weingarten) belief sich Jahre 2006 und
2018 exakt aus 10700 Kfz/Tag. Die Anzahl der SVs belief sich Jahr 2006 auf
300/Tag und im Jahr 2018 auf 310/Tag. Das ist ein Anstieg um 3%.
In Summe fuhren 2018 in diesem Abschnitt jeden Tag 11010 Fahrzeuge.
Entsprechend dem Generalverkehrswegeplan, Verkehrsprognose 2030, kann mit
einer Zunahme der Verkehrsleistung von 2018 bis 2035 von ca. 16,8 %
ausgegangen werden. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum von ca. 0,9%.
Wie ist die weitere Lagebeurteilungsgrundlage?
Beim Kraftfahrbundesamt in Flensburg werden alle Fahrzeuge im Zentralen
Fahrzeugregister (ZFZR) erfasst. Der Fahrzeugbestand ändert sich somit täglich.
Zum Stichtag 01.01.2021 sah der Fahrzeugbestand in Deutschland wie folgt aus:
Kraftfahrzeuge (Kfz) mit amtlichen Kennzeichen
darunter 59.020.091
Krafträder 4.661.561
Personenkraftwagen 48.248.584
Kraftomnibusse 75.548
Lastkraftwagen 3.410.280
Zugmaschinen
darunter 2.301.166
Sattelzugmaschinen 218.469
landw./ forstw. Zugmaschinen 1.554.730
sonstige Zugmaschinen 527.967
sonstige Kfz 322.952
Kfz-Anhänger 7.867.929
Die Fahrzeugdichte beträgt in ganz Deutschland 710 Fahrzeuge pro 1000
Einwohner, im Landkreis Karlsruhe sind es 800 pro 1000 Einwohner.
Eine Präsentation des Bundesverbands Güterkraftverkehr und Entsorgung aus
dem Jahre 2020 zeigte folgendes Bild:
}Transportketten werden globaler
}Straßengüterverkehr weiterhin im Wachstum
}Sendungen werden kleinteiliger, Sendungsfrequenz wird
zunehmen
}City-Logistik wird an Bedeutung gewinnen
Diese, leicht nachzuprüfenden Zahlen zeigen die enorme Belastungen des Ortsteil
Jöhlingens und jede weitere verworfenen Variante einer Umfahrung manifestiert
diesen untragbaren Zustand bzw. verschlimmert die Lage, falls es zu den
prognostizierten Steigerungen kommen sollte.
Die Belastungen der Menschen in Jöhlingen, insbesondere der Menschen, welche
nahe an der B293 leben, werden von der CDU Walzbachtal folgendermaßen
beurteilt: - Es herrscht potentielle Lebensgefahr aufgrund der hochgefährlichen
Trassenführung, es gab viele Unfälle, häufig mit Schwerverletzten und
Todesfällen, auf dem sogenannten Jöhlinger Buckel, die B293 quält sich
durch einen Hohlweg mit einem starken Gefälle nach Jöhlingen um dann in 2
engen 90 Grad Kurven nach links bzw. nach rechts zu verschwenken. Die
Tatsache, dass es bisher in Jöhlingen noch zu keinem Unfall mit
verheerenden Folgen kam, macht die potentielle Gefahr nicht geringer. Anders
ausgedrückt: Muss erst ein Unglück geschehen, bevor etwas passiert?
Interessanterweise stellt die CDU Walzbachtal fest, dass der
Sicherheitsaspekt der Menschen so gut wie keine Rolle in den
Argumentationsketten weiterer involvierter Verbände spielt. Der Schutz der
Menschen in Walzbachtal genießt für uns höchste Priorität. - Die Lärmbelastung und die Belastung durch Erschütterungen sind für die
Anwohner enorm, die Fahrzeuge müssen bergab stark bremsen bzw. bergauf
stark beschleunigen, der Kraftstoffverbrauch und die Lärmbelastung steigt
durch die derzeitige Führung unverhältnismäßig an. Veränderte
Antriebskonzepte werden die Lärmbelästigung an diesen markanten Stellen
kaum senken können. - Bei der Einmündung der L559 ist es in Stoßzeiten schwer möglich in die B293
einzubiegen, Rückstaus bis in die Jöhlinger Ortsmitte sind keine Seltenheit.
Ein zügiger und effizienter Warenaustausch wird so zwischen den Ortsteilen
erheblich erschwert, mögliche Einkäufe in den Ortsteilen finden womöglich
woanders statt, der Einzelhandel wird weiter belastet. Die Anfahrt des
Wertstoffhofs in Wössingen gestaltet sich an vielen Zeiten zu einer
Geduldsfrage für die Menschen in Jöhlingen. - Eine vernünftige Innenentwicklung ist entlang der B293 schwer möglich,
Häuser verfallen, die Menschen gehen in die Randbezirke, weitere
Wohngebiete an den Ortsrändern sind die logische Konsequenz.
Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, dessen Wesenskern u. a. ist, dass
das Volk auf Bundes-, Landes-, Kreis- und der kommunalen Ebene politische
Mandatsvertreter in die „Parlamente“ wählt, die stellvertretend für die Bürger die
politischen Themen diskutieren und auch entscheiden. Auf dieser Grundlage sind in
der Vergangenheit die Entwicklungen für die B293-Umgehung Jöhlingen eingeleitet
und im Gemeinderat entschieden worden.
Darüber hinaus begrüßt die CDU Walzbachtal das Engagement der Bürgerinnen und
Bürger sich mit den Umständen der OU Jöhlingen auseinanderzusetzen und in die
Diskussion einzusteigen. Die Treffen mit den Mitgliedern der Jöhlinger
Bürgerinitiative waren ein Meilenstein der Demokratie und der Willensbildung.
„Basta“ Politik eines Gerhard Schröder gehört der Vergangenheit an und die
Bevölkerung fordert heute eine stärkere Bürgerbeteiligung. Die Fraktionsmitglieder
der CDU Walzbachtal haben sich lange und sehr intensiv mit allen Argumenten
beschäftigt, wir haben mit den Bürgerinnen und Bürgern in Walzbachtal gesprochen
und wir haben uns noch intensiver mit den Planungsgrundlagen beschäftigt.
Nach Abwägung aller Aspekte fordern wir eine rasche Umsetzung der OU B293
Jöhlingen auf Basis der heutigen Planung mit der Bereitschaft, womöglich
notwendige, nachträgliche Verbesserungen des Lärm- und Umweltschutzes
durchzuführen.
Durch diesen Beschluss erreichen wir folgende Ziele: - Signifikante Entlastung der Jöhlinger Bürger im Innenbereich durch Minderung
des Durchgangverkehrs von Berghausen nach Bretten. Laut Schätzung
würden im verbleibenden Abschnitt in Jöhlingen ca. 6000 Kfz und ca. 600 SVs
weniger verkehren. Die Unfallgefahr für unsere Bürgerinnen und Bürger sinkt
rapide ab. Der Lärm reduziert sich bis zu 20dB (A) innerorts (Anmerkung: Hier
ist der CDU Fraktion eine Schieflast der Daten, aufgrund der mittlerweile
tatsächlichen Geschwindigkeit von 30km/h, durchaus bewusst.). Eine
Verringerung des Lärmpegels um 10dB (A) wird subjektiv als Halbierung der
Lautstärke wahrgenommen. Hierbei sei angemerkt, dass bei Nichteinhaltung
der Schallgrenzwerte im Bereich Attental eine Verbesserung der
Schallschutzmaßnahmen unabdinglich wäre. Gleiches gilt für eventuell nicht
ausreichende Maßnahmen für den weiteren Umweltschutz. - Verbesserung der Lebensqualität des Innenbereichs Jöhlingens, Belebung
des Ortskerns, Steigerung des Einzelhandels. - Problemlose und Gefahrärmere Erreichbarkeit der Ortsteile Wössingen und
Jöhlingen durch eine kreuzungsfreie Überquerung der B293. - Gefahrlose Einfädelung auf die B293 durch die Auffahrt von rechts auf
Beschleunigungsspuren, gleiches gilt für die Abfahrt von der B293. - Entschärfung der Gefahrenstelle „Jöhlinger Buckel“.
- Gefahrlose Möglichkeit der Kreuzung der B293 für Landwirte, Radfahrer und
Fußgänger im Bereich des „Jöhlinger Buckels“. - Gefahrlose Überquerung von Wildtieren über die B293 mit einer Grünbrücke
im Bereich des „Jöhlinger Buckels“. Die Gefahr wird für die Tiere als auch für
die Autofahrer signifikant gesenkt.
Die CDU Walzbachtal hat im Zuge der weiteren verkehrstechnische Modernisierung
Walzbachtals folgende Konzepte erarbeitet, welche parallel mit der OU B293
Jöhlingen unser Walzbachtal fit für das 21. Jahrhundert mit redundanten, vielfältigen,
hochmodernen und umweltfreundlichen Verkehrssystemen ausstattet, die unsere
Bürgerinnen und Bürger für die Zukunft gemeinsam oder individuell nutzen können - Radwegnetz Walzbachtal mit Begrenzung der Geschwindigkeit in allen
Ortsteilen auf 30 km/h - Vollständiger 2-gleisiger Ausbau der S4 von Grötzingen nach Bretten, d.h.
auch eine 2-gleisige Untertunnelung des „Jöhlinger Buckels“, welcher nach
aktueller Planung eingleisig bleibt, da die angedachte Zugdichte zu gering ist
um einen zweigleisigen Ausbau des Tunnels zu rechtfertigen. - Planung und Neubau einer Zugverbindung von Jöhlingen über Weingarten
zum KIT Nord (Karlsruher Nordring), eine Innovation der CDU Walzbachtal,
welche geneinsam mit weiteren CDU Verbänden im Kreistag eingebracht
wurde und nun im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht wurde. Nach
den gültigen Kriterien wäre die zu erwartende Anzahl an Fahrgästen zu
gering, jedoch werden die Kriterien geändert, so dass eine Neubewertung
stattfinden wird.
CDU Fraktion Walzbachtal
Jutta Belstler (Fraktionsvorsitzende)
Tino Villano (stellvertretender Fraktionsvorsitzender)
Volker Trumpf
Martin Sulzer
Dr. Thomas Reichert
Reiner Braun
Michael Plaumann
Trackback von deiner Website.
Doto
| #
Als Antwort auf: B293 die I.
„Muss erst ein Unglück geschehen, bevor etwas passiert?“ Genau diese Frage stelle ich mir auch. Muss erst hier bei uns mitverursacht durch den Klimawandel ein Unglück geschehen, dass wir umdenken lernen? Es braucht in erster Linie den Ausbau des ÖPNVs und des Radwegenetzes und keine neuen Straßen mehr.
Reply
Ikas
| #
Muss unser Land erst ruiniert sein bevor ihr merkt das es keinen Sinn hat 1% einzusparen und uns einen abzugängeln, wenn in anderen Ländern dann 10.000% mehr raushauen? China baut hunderte Kohlekraftwerke was die Bemühungen in unserem Land hundertfach zunichte macht. Aber klar, klein Deutschland mit seinen 80 Mio. Einwohnern rettet die Welt.
Keine neuen Straßen, mehr Fahrrad und ÖPNVs, man müsste die Verfechter dieser verblendeten Ideologie dazu zwingen an solchen Hauptstraßen wie in Jöhlingen zu wohnen und das solange bis sie es verstanden haben. Solcher Verkehr muss aus den Dörfern raus. Punkt.
Verstehen Sie mich nicht falsch, jeder sollte seinen Beitrag dazu leisten. Jedoch müssen auch Lösungen her die praktikabel sind. Nicht jeder kann >20km mit dem Rad zurück legen. Noch ein Beispiel? Versuchen Sie mal mit den ÖPNV von Gondelsheim nach Wössingen zu kommen. Viel Spaß.
Reply