
**Warum hinterlassen Bergsteiger Müll auf dem Everest?**
28.April 2025, 07:36 Uhr, Kathmandu
Der blinde Bergsteiger Erik Weihenmayer, bekannt für seine Besteigung des Mount Everest im Jahr 2001, zeigte sich tief erschüttert über die anhaltende Umweltverschmutzung im Himalaya. Während einer kürzlichen Expedition in die Region äußerte Weihenmayer seine Besorgnis über die massiven Müllansammlungen, die selbst in den entlegensten Höhenlagen des Everest zu finden sind.
“Es ist ein schreckliches Umweltproblem”, sagte Weihenmayer. “Obwohl ich den Müll nicht sehen kann, spüre ich seine Präsenz überall. Die Umweltverschmutzung ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern bedroht auch die empfindlichen Ökosysteme des Himalaya.”
Ein Berg aus Müll
Der Mount Everest, mit 8.849 Metern der höchste Berg der Welt, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der am stärksten verschmutzten Regionen entwickelt. Tausende von Bergsteigern und Touristen hinterlassen jährlich Tonnen von abfällen, darunter kaputte Zelte, Kleidung, Essensverpackungen, leere Sauerstoffflaschen und sogar menschliche Exkremente. Diese Abfälle bleiben oft jahrelang im Eis konserviert und tauchen mit dem Gletscherrückgang wieder auf.
Im Jahr 2024 führte die nepalesische Armee eine groß angelegte Aufräumaktion durch und entfernte elf Tonnen Müll sowie vier Leichen vom Everest und den benachbarten Gipfeln Lhotse und Nuptse. Trotz dieser Bemühungen schätzen Experten, dass am South Col, dem letzten Lager vor dem Gipfel auf etwa 8.000 Metern Höhe, noch zwischen 40 und 50 Tonnen Müll liegen.
Technologische Lösungen und Herausforderungen
Um die gefährlichen Bedingungen für Sherpas bei der Müllbeseitigung zu reduzieren, planen die Behörden der Khumbu-Region, ab der Klettersaison 2025 große Drohnen der Marke DJI einzusetzen. diese Drohnen sollen in der Lage sein, bis zu 30 Kilogramm Müll pro Flug von den höheren Lagern zum Basislager zu transportieren. Eine erfolgreiche Testphase im April 2024 zeigte das Potenzial dieser Technologie. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Beschäftigung der Sherpas, die traditionell für die Müllbeseitigung verantwortlich sind. Als Lösung wird vorgeschlagen, Sherpas als Drohnenpiloten auszubilden, um ihre Rolle in der Berggemeinschaft zu erhalten.
Regulatorische Maßnahmen und deren umsetzung
Die nepalesische regierung hat in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Umweltverschmutzung am Everest einzudämmen. Dazu gehört die Verpflichtung für Bergsteiger, mindestens acht Kilogramm Müll beim Abstieg mitzubringen, andernfalls drohen Strafen. Zudem wurde 2019 ein Verbot für Einwegplastik in der Region Khumbu Pasang Lhamu eingeführt. Trotz dieser Regelungen bleibt die Durchsetzung eine Herausforderung, und die Effektivität der Maßnahmen wird oft durch mangelnde Überwachung und Kontrolle beeinträchtigt.
Mikroplastik und langfristige Umweltfolgen
Neben sichtbarem Müll stellt Mikroplastik eine wachsende Bedrohung für den Everest dar. Untersuchungen haben gezeigt,dass synthetische Fasern aus Outdoor-Kleidung und Ausrüstung in den Schnee- und Eisproben des Berges gefunden wurden. Diese Mikropartikel können in die Wassersysteme gelangen und die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigen.
Appell an die internationale Gemeinschaft
Erik Weihenmayer betonte die Notwendigkeit einer globalen Anstrengung, um den Everest und die umliegenden Regionen zu schützen. “Es liegt in unserer Verantwortung, diesen heiligen Ort zu bewahren”, sagte er. “Wir müssen sicherstellen,dass zukünftige Generationen die Schönheit und Reinheit des Himalaya erleben können.”
Die anhaltende Umweltverschmutzung im Himalaya erfordert dringende und koordinierte Maßnahmen von Regierungen,Nichtregierungsorganisationen und der internationalen Bergsteigergemeinschaft. Nur durch gemeinsame anstrengungen kann der Everest vor weiterer Zerstörung bewahrt werden.