
Berlin, 25. April 2025
Die Bundesregierung hat ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr drastisch nach unten korrigiert: Statt eines moderaten Wachstums wird nun kein Wirtschaftswachstum mehr erwartet. Damit rutscht Deutschland offiziell in die dritte wirtschaftliche Stagnationsphase in Folge – ein historisches Signal für die stärkste Volkswirtschaft Europas.
Ursachen: Globale Unsicherheiten und strukturelle Defizite
Wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Vorstellung der Frühjahrsprognose erklärte, sei die wirtschaftliche Lage von einer “Kombination aus globalen Risiken und hausgemachten Strukturproblemen” geprägt.
“Wir befinden uns in einer Phase der Unsicherheit. Handelskonflikte, geopolitische Spannungen und eine zu geringe Binneninvestition bremsen die Konjunktur stärker als gedacht,” sagte Habeck.
Besonders die schwache globale Nachfrage, das anhaltend hohe Zinsniveau sowie neue Handelszölle – insbesondere seitens der USA auf europäische Produkte – belasten die exportorientierte deutsche Wirtschaft massiv. Auch der anhaltende Mangel an Fachkräften und schleppende Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur verschärfen die Lage.
Dramatische Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Wohlstand
Die Bundesregierung erwartet nun, dass die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt auf 6,3 Prozent steigt – ein Anstieg im Vergleich zu den 6,0 Prozent im Vorjahr. Zwar bleibt die Zahl der Erwerbstätigen hoch, doch viele Betriebe, insbesondere im Maschinenbau, der Automobilindustrie und der Bauwirtschaft, haben Kurzarbeit angemeldet oder angekündigt.
Professor Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnt:
“Ohne ein entschiedenes politisches Gegensteuern riskieren wir einen dauerhaften Wohlstandsverlust. Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit – und zwar schneller als vielen bewusst ist.”
Die Inflation hingegen zeigt eine rückläufige Tendenz. Die Bundesregierung rechnet für 2025 mit einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent und für 2026 mit 1,9 Prozent. Trotz dieser Entwicklung könnten die realen Einkommen vieler Haushalte stagnieren oder sogar sinken, warnen Verbraucherschützer.
Investitionen und Reformen angekündigt
In Reaktion auf die düstere Lage kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz ein umfangreiches Konjunkturpaket an. Ziel sei es, die Standortattraktivität zu verbessern und Investitionshemmnisse abzubauen.
“Wir werden in Bildung, Digitalisierung und klimafreundliche Technologien investieren, damit Deutschland wieder wächst und innovativer wird,” versprach Merz in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.
Geplant sind unter anderem steuerliche Erleichterungen für Unternehmen, beschleunigte Planungsverfahren sowie ein neues Förderprogramm für den Wohnungsbau. Zudem soll die Zusammenarbeit mit Frankreich und Polen in zentralen Industrieprojekten intensiviert werden.
Experten fordern tiefere Strukturreformen
Viele Ökonomen zweifeln jedoch, ob diese Maßnahmen ausreichen werden.
“Deutschland braucht nicht nur Investitionen, sondern auch mutige Strukturreformen,” mahnt Dr. Monika
Schnitzer, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen. “Wir müssen das Arbeitsrecht flexibilisieren, Innovationen stärker fördern und die Schuldenbremse intelligent anpassen.”
Kritik kommt auch aus der Opposition: SPD-Chef Lars Klingbeil warf der Bundesregierung vor, “viel zu lange gezögert” zu haben, während die Wirtschaft bereits in die Krise schlitterte.
Ausblick: Hoffnung auf 2026 bleibt vorsichtig
Trotz der trüben Prognosen gibt es auch Hoffnungsschimmer: Die Bundesregierung rechnet damit, dass sich die Konjunktur im kommenden Jahr leicht erholen könnte – vorausgesetzt, die globale Nachfrage zieht wieder an und die Energiepreise stabilisieren sich.
Für 2026 wird ein Wachstum von 1,0 Prozent erwartet. Experten mahnen jedoch: Ohne tiefgreifende Veränderungen bleibt Deutschland anfällig für neue Krisen.
Die jetzige Prognose ist ein Weckruf – für die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft gleichermaßen.